Wo sollte ich in Rom wohnen?


Du möchtest in Rom wohnen? Toll! Die italienische Hauptstadt bietet einigermaßen erschwinglichen Wohnraum für Studenten und Expats (Stand 2022). Wo genau du wohnen kannst, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Um den römischen Wohnungsmarkt zu verstehen, solltest du zuerst die Römer verstehen.

Die Logik der Römer:

  1. Man wohnt nicht im Stadtzentrum, das ist etwas für Touristen, oder sehr reiche Menschen. Warum nicht? Es ist laut, es parkt sich schlecht, und die Wohnungen sind entweder eng, schlecht beheizt oder hellhörig (oder alles).
  2. Man nutzt keine öffentlichen Verkehrsmittel (außer man muss). Was heißt das? Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren (meistens) schlecht und sind nicht wirklich ausgehfreundlich. Beispielsweise schließt die U-Bahn sehr früh, auch am Wochenende.
  3. Man wohnt im Eigentum (als Römer/Italiener). Mieten ist für Studenten und Menschen in prekären Verhältnissen. Das wiederum hat natürlich einen Einfluss darauf, wo die Römer gerne wohnen, meist außerhalb.

Wieso ist es wichtig, dass man diese Dinge weiß? Hauptsächlich um den Wohnungs- und Mietmarkt zu verstehen, denn dieser ist anders als in Deutschland. Außerdem auch, um die Tipps/Ratschläge der Römer zu verstehen, die man unweigerlich bekommen wird.

Genug geschwafelt.

Wo sollte ich in Rom leben?

In der Nähe deines Lebensmittelpunktes. Das mag jetzt sehr absolutistisch klingen, aber es ist meiner Meinung nach die schlaueste Entscheidung. Nichts ruiniert einem den Alltag so sehr, wie der römische Verkehr (Vorsicht: Reim!)

Nun aber zu einem kleinen Überblick über die römischen Stadtviertel:

Das Centro-Storico

Das Zentrum, genauer gesagt das historische Stadtzentrum erstreckt sich im Süden vom Aventin (Circus Maximus) zur Villa Borghese im Norden. Der Westen ist durch den Tiber begrenzt und im Osten durch San Giovanni. An vielen Orten ist die alte Stadtmauer (die eigentliche Grenze) noch sehr deutlich sichtbar.

Hier ist man im Herzen Roms, je nachdem auf den Spuren der alten Römer oder der berühmten Familie Borghese unterwegs. Wer im Stadtzentrum, vor allem auf dem Marsfeld wohnt, sollte sich gut überlegen, auf was er sich einlässt.

Vorteile Centro Storico

  • Shopping (v.a. Kleidung, Lederwaren)
  • Viele Restaurants jeglicher Kategorie
  • Leben im Freiluftmuseum (trifft auf mehrere Stadtteile zu, aber hier besonders)

Nachteile Centro Storico

  • Schlechte Verkehrsanbindung (schlechte Straßenführung, U-Bahn nur an den Rändern)
  • Touristenmassen zu fast jeder Jahreszeit (Stand 2022)
  • Sehr hohe Mieten
  • Oftmals keine besonders gute Bausubstanz
  • Etwas charakterlose Viertel (“Einheimische” gibt es fast nicht mehr)

Monti

In Deutschland würde man Monti wahrscheinlich mit Mitte in Berlin oder der Maxvorstadt (oder Glockenbachviertel) in München vergleichen. Hippe junge Leute, viele Kunst und Ausgehmöglichkeiten, aber gleichzeitig auch wenig Platz. Monti liegt in untermittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs Termini und des Kolosseums. Für Freunde der Kunst also ein wunderbarer Ort zu leben. Leider lässt die Bausubstanz schwer zu wünschen übrig. Denn das ehemalige Glassscherbenviertel (im Altertum Suburra), hat hauptsächlich mittelalterliche Gebäude zu bieten. Im ersten Moment mag das zwar ganz romantisch klingen, in der Praxis heißt es aber oft, dass man sich mit nicht funktionierenden Durchlauferhitzern in feuchten Wohnungen mit wenig Licht zu hohen Preisen zufrieden geben muss. Falls man eine Wohnung dort findet, die nicht dieser Regel entspricht, sollte man sofort zuschlagen, denn es gibt kaum einen Ort an dem man die Romanità so zelebrieren kann wie in Monti.

Universität Sapienza: Wo wohnen?

Die Universität La Sapienza (auch eingeordnet unter Roma 1), befindet sich im Stadtteil San Lorenzo, nicht unweit des Hauptbahnhofs und der Piazza Bologna. Auch zum Bahnhof Tiburtina ist es nicht weit. Stadtviertel die sich dementsprechend anbieten (oder fußläufig sind). Mein Ranking wäre hier also:

  • San Lorenzo (das Studentenviertel)
  • Castro Pretorio (nördlich des Bahnhofs)
  • Piazza Bologna (das Viertel der “Leute von außerhalb”)
  • Esquilino (südlich des Bahnhofs)

LUISS University: Wo wohnen?

Die LUISS hat vier Campi: Viale Romania, hauptsächlich Bachelor und Master in BWL, VWL und Politikwissenschaften, außerdem der größte Campus, Viale Parenzo, hauptsächlich und fast ausschließlich Jura, Villa Blanc, der Sitz der Business School und Viale Pola, für Abschlussprüfungen der Masterstudiengänge sowie einige Vorlesungsräume für den Masterbereich. Austauschstudenten der Wirtschaftswissenschaften sind somit meist in der Viale Romania angesiedelt, während Austauschstudenten der Rechtswissenschaften hauptsächlich den Campus in Viale Parenzo besuchen.

Rom ist eine Stadt mit eingeschränkten öffentlichen Verkehrsmitteln. Daher lohnt es sich bei der Wohnungssuche vor allem auf die Nähe zum Campus zu achten. Im besten Falle also in Fußnähe. Hier bieten sich die Viertel Parioli, Pinciano sowie das Quartiere Africano an. Zugegeben, diese Viertel gehören zu den teuersten Roms, allerdings ist die Abweichung der Wohnungspreise weniger extrem als in anderen europäischen Städten. Man zahlt zwar Miete in diesen Vierteln, spart aber einiges an Zeit (sofern man vorhat, die meisten Tage in die Uni zu gehen). San Lorenzo, durch seine Nähe zur größten Universität Roms, der Sapienza, ist auch sehr empfehlenswert. Denn hier sorgt die Anbindung durch die Trams der Linie 3 und 19 für einen schnellen Weg zur Universität (Haltestelle Piazza Ungheria). Die Anbindung zur Piazza Bologna oder anderen Vierteln im Süden Roms ist komplexer und sorgt dafür, dass der Weg zur Uni auf 30-60 Minuten wächst. Dies kann teilweise stark verschlimmert werden durch etwaige Streiks (gerne Freitags oder an Brückentagen) oder Stau (schlechtes Wetter oder Rush-Hour, manchmal reichen auch Fußballspiele und Großkonzerte um die Stadt lahm zu legen).

Roma-Nord

Rom wird gesellschaftlich gerne in zwei Sphären aufgeteilt: Das “schicke” Roma-Nord, mit seinen stellvertretenden Vierteln Parioli, Africano, Prati und Flaminio und Roma-Sud, die Arbeiterviertel südlich des Circus Maximus. Die Stereotypen beider Teile zu erläutern kann Bände füllen. Außerdem gibt es auch edle Stadtteile im Süden (z.B. EUR) und weniger schicke Stadtteile im Norden (z.B. Tufello).

Parioli

Parioli ist sicherlich der Stadtteil mit dem höchsten “Glamour” Faktor in Rom. Die Parioli Hügel erstrecken sich im Nordwesten der Stadt hinter der Villa Borghese bis an den Tiber. Hier findet man hauptsächlich Altbauwohnungen im “Liberty” Stil, ähnlich des deutschem Jugendstils. Kaum ein anderer Stadtteil bietet Schönheit, Ruhe und gute Erreichbarkeit (mit dem Auto/Roller) wie Parioli. Leider spiegelt sich das auch in den Preisen wieder, denn Parioli zählt zu den teuersten Stadtvierteln Roms.

Prati

Das Gebiet um den Petersdom ist im späten 19. Jahrhundert erschlossen worden, indem man die “schlangenverseuchten” Wiesen (Prati steht für Wiesen) um den Petersdom trockengelegt hat. Ganz in der städtebaulichen Mode dieses Zeitalters hat Prati ein schachbrettartiges Straßensystem. Zentral gelegen, und mit wunderschönen Palazzi übersäht, ist Prati ein typisches Stadtviertel in dem sehr viele einheimische Römer der Oberschicht gerne wohnen. Dementsprechend schwierig ist es hier, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wer es schafft, auf den wartet ein wunderbares Viertel mit schönen Restaurants und einer unbezahlbaren Nähe zum Tiber und dem Vatikan.


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